Martin Kohlmann – extrem rechter Stadtrat in Chemnitz

Heute wurden Recherchen von Report Mainz bekannt, nach denen der Chef von Pro Chemnitz Martin Kohlmann seit Jahren vom Verfassungsschutz als Teil der rechtsextremistischen Szene beobachtet werde:

Laut Geheimdienst-Unterlagen habe Kohlmann mit mehreren damaligen NSC-Führungskadern gemeinsame Aktionen geplant, unter anderem Demonstrationen gegen Flüchtlinge. Kohlmann habe zudem Mobilisierungs-SMS für ein NSC-Führungsmitglied verfasst, die Rede eines NSC-Aktivisten und das Stellen von Ordner für gemeinsame Veranstaltungen abgestimmt. NSC-Aktivisten seien zudem als Personenschutz für Martin Kohlmann angefragt worden.

Und weiter:
Martin Kohlmann ist nach Recherchen von REPORT MAINZ weiterhin in rechtsextremistischen Zusammenhängen aktiv. So trat er am 18.03.2018 in Potsdam als Redner bei der rechtsextremistischen Veranstaltung „Tag der politischen Gefangenen“ auf. Die Veranstalter, die sich für die Freilassung von Holocaust-Leugnern einsetzen, bezeichnen sich auf Facebook selbst als „Nazis“. Auch auf den derzeit von Martin Kohlmann mitorganisierten Demonstrationen in Chemnitz nahmen zahlreiche Neonazis teil.
Neben Kohlmann (Foto seines Auftritts in Potsdam) sprach damals unter anderem Pascal Stolle vom neonazistischen III. Weg. Stolle ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen öffentlicher Sympathiebekundung mit Adolf Hitler und eines Angriffs auf Mitglieder einer Punkband.
 

Juden, Rechtsrock, SS

Um Kohlmanns rechtsextreme Gesinnung herauszustellen, braucht es allerdings keinen Anruf beim Verfassungsschutz. Dazu reicht ein Blick auf sein Facebookprofil und die Reden, die er hält. Dort findet man die ganze Klaviatur extrem rechter Gesinnung. Beispiele:

Kohlmann unterstellt Juden, sich für „wichtiger und irgendwie höherwertig“ zu halten. (Screenshot: Facebook)

So unterstellt er Juden, sich für „wichtiger und irgendwie höherwertig“ zu halten. Das ist Opfer-Täter-Umkehr des NS-Antisemitismus, laut dem die „minderwertige jüdische Rasse“ der „höherwertigen arischen Rasse“ durch Vermischung schade, und damit seinerseits eine antisemitische Argumentation.

Kohlmann zitiert das Lied „Tätervolk City“ der Rechtsrock-Band Stahlgewitter. (Screenshot: Facebook)

In einem Kommentar unter dem selben Post zitiert Kohlmann die Rechtsrock-Band Stahlgewitter. Im 2006, also einem Jahr nach der Einweihung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin, veröffentlichten Lied heißt es unter anderem:

Ihr riesiges Wahnmal, nicht zu übersehen – So können sie jetzt täglich nach Canossa gehen.

[…] Mit Sondergesetzen und eiserner Faust bestrafen sie dich wenn du nicht daran glaubst.

Kohlmann bietet unter Mordverdacht stehenden SS-Männern Unterstützung an. (Screenshot: Facebook)

Als 2016 die Wohnungen ehemaliger SS-Männer durchsucht wurden, weil sie im Verdacht stehen, an den Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt gewesen zu sein, bietet Kohlmann den ihm zu diesem Zeitpunkt Unbekannten seine Hilfe an. Gegen die drei Beschuldigten ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen mehrerer NS-Verbrechen, unter anderem der Beteiligung an einem Massaker der SS an 86 Einwohnern der nordfranzösischen Kleinstadt Ascq.

Kohlmann veröffentlicht Foto einer Veranstaltung mit der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. (Screenshot: Facebook)

Am Abend des 3. Februar 2018 veröffentlicht Kohlmann ein Foto einer Veranstaltung, auf der Ursula Haverbeck per Video zugeschaltet wurde. Die mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin gilt als eine der zentralen Figuren der rechtsextremen Szene in Deutschland. Es liegt nahe, dass Kohlmann die Veranstaltung selbst besucht hat.

 

Deutliche Worte, deutliche Taten

Gerade in seiner Rede auf der von ihm mit organisierten Demonstration am 27. August 2018 in Chemnitz hielt sich Kohlmann kaum zurück. Hier einige Zitate:

Nein, es ist nicht die Zeit für Leisetreterei. Es ist die Zeit für deutliche Worte und deutliche Taten!

[…] Man kann keinen Fuchs in den Hühnerstall integrieren!

[…] Wenn es eine funktionierende Justiz gibt, brauchen wir keine Selbstjustiz. Aber Sie wissen so gut wie ich, dass es die nicht gibt.

[…] Die nächste Wende muss erheblich gründlicher werden!

[…] Wenn es aus dem EU-Wahnsinn die Möglichkeit eines Brexits gibt, dann muss es aus dem BRD-Wahnsinn den Säxits geben!

[…] Noch fordern wir. Aber wenn die Politik das nicht tut, dann tun wir es selbst!

[…] Als Bürgerbewegung Pro Chemnitz rufen wir auf, dies [„Selbstverteidigung“, Anm.] weiterhin im Rahmen der geltenden Gesetze zu tun. Aber persönlich kann ich mittlerweile jeden gut verstehen, der angesichts des offenen Rechtsbruchs der Bundesregierung sich selber diese Zwangsjacke nicht mehr anziehen möchte.

Nach dieser Rede durchbrachen gewalttätige Neonazis die kaum vorhandene Polizeikette. Unter Beteiligung bekannter Szenekader wie dem früheren Anführer der Nationalen Sozialisten Chemnitz, Maik Arnold, aber auch David Köckert (aktuell Republikaner), Nele Schier (NPD), Patrick Schröder und Leyla Bilge (AfD) formierte sich ein spontaner Demonstrationszug, Naziparolen wie „Frei, sozial und national“ wurden gerufen. Am Abend erfolgten Angriffe, vermutlich durch ehemalige Demonstrationsteilnehmer, unter anderem auf die Gruppe eines SPD-Bundestagsabgeordneten und auf ein jüdisches Restaurant.

 

Kontakte zur AfD

Es bleibt festzustellen, dass Kohlmann gerade über seine Zugehörigkeit zur Leipziger Burschenschaft Arminia, die weiter zu ihm steht, auch Kontakt zu Mitgliedern der AfD unterhält, darunter der Dresdner Stadtrat Gordon Engler, der Leipziger AfDler und frühere IB-Aktivist Felix Koschkar und der sächsische JA-Vorsitzende Matthias Scholz. Im April hielt Kohlmann in den Dresdner Räumen seiner Burschenschaft einen Vortrag zu seiner Strafverteidigung im Prozess gegen die rechtsterroristische Gruppe Freital.

Kohlmann hatte der Nebenklage zufolge in seinem Plädoyer Ende Januar gesagt, dass er hoffe, dass sich seine Ausführungen nach einem Systemwechsel einmal strafverschärfend in einem Prozess gegen das Gericht wegen Freiheitsberaubung und Rechtsbeugung auswirken würden. (Quelle: DNN)